Von Kunst leben

Das gute Zusammenspiel von Gesellschaft und Staat ist für eine lebendige Demokratie existenziell und konstitutiv. Vielfältige, widerstreitende Interessen, Werte und Ideen sind wichtiger Teil politischer Kultur. Die Moderation und Repräsentanz vielfältiger gesellschaftlicher Interessen sind in einem demokratischen System Staatsaufgabe. Die Ausgestaltung variiert dabei in den Staatsverfassungen und mündet in verschiedene politische Steuerungsformen.

Vom Agendasetting über die Politikformulierung zu politischen Entscheidungen bis hin zur wirkungsvollen Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Absicherung, z. B. der fairen, angemessenen Entlohnung von Erwerbstätigen in der Kultur – die Politik muss alle Möglichkeiten ausschöpfen, die das politisch-administrative System bietet, und alle Beteiligten einbeziehen. Derzeit bieten sich einige mögliche Ansatzpunkte und ein durch die Coronapandemie geschaffenes „window of opportunity“, um die freigesetzten Energien für eine verstetigte Sozial- und Einkommenspolitik in Kunst und Kultur zu nutzen.

Ein aktivierender Staat setzt auf Teilhabe und dauerhafte Einbindung gesellschaftlicher Akteure. Cultural Governance bedeutet dementsprechend, diejenigen, die in Kunst und Kultur engagiert und daran beteiligt sind, in politische Entscheidungsprozess einzubinden, z. B. durch sogenannte Verantwortungspartnerschaften. Dafür sollte Cultural Governance verbindliche, regelmäßige und vielleicht auch rechenschaftspflichtige Rahmenbedingungen schaffen.

Citation

Betzler, D. (2023). Von Kunst leben. Demokratischer Pluralismus und politische Interessenvermittlung in Kunst und Kultur. In Bundesverband Freie Darstellende Künste (Eds.), Wie geht Cultural Governance? Neue Strukturen von Aushandlung und Mitbestimmung in der Kulturpolitik: Themendossiers im Rahmen von Systemcheck (1st ed., pp. 20-29). Berlin.

 

Link zur Publikation